WTM sind
gerade dabei die Welt zu erobern. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Erst
2012 gelang den vier Jungs aus Cincinnati, Ohio der große Durchbruch in
Amerika. Anfang dieses Jahres folgte ihre erste Headliner-tour quer durch Europa. Gleich im Anschluss
ging es mit Pink auf Tournee und nun steht die Eroberung Australiens an.
Nicholas, Sean, Eli und Kevin sprühen vor Energie und haben dies auch bei ihrem
Konzert in Wien unter Beweis gestellt.
Unsere Anja - selbst bekennender Moonwalker[1] - hat sich mit Nicholas zusammengesetzt und sprach mit ihm über Songtexte, Homosexualität und seine Besessenheit von Füchsen.
Hallo Nicholas! Schön dass wir es geschafft haben! Ich weiß ihr habt einen
vollen Terminkalender, deshalb fang ich auch gleich mit der ersten Frage an.
Ihr wart gerade mit Pink auf Tour- das muss doch ein fantastisches Erlebnis
gewesen sein?
Ja, es war ziemlich unglaublich!
Definitiv eine andere Art von Auftritt. Du must so spielen als ob du jedem
Einzelnen direkt ins Auge sehen kannst, selbst wenn diese Person einen
Kilometer entfernt- am anderen Ende der Arena steht.
Und ihr hattet auch nur euch und eure Instrumente und nicht so ein
massives Bühnenbild und eine Choreographie wie Pink sie auffährt.
Ja, genau! Und 99% des Publikums hatten höchst wahrscheinlich null Ahnung wer wir sind.
Ich hab gehört, dass Sean’s Schlagzeug eines Abends einen Flugversuch
unternommen hat. Gibt es noch mehr lustige Anekdoten? [Anm. d. R.: als der Vorhang
aufging, nahm dieser das Schlagzeug mit und zerlegte es in seine Einzelteile]
Hm. Eigentlich war das die einzig
beängstigende Sache die mir einfällt.
Ah nein. Moment da war doch etwas:
Also. Nach unserer letzten Show mit Pink in London saßen wir in der Garderobe,
noch völlig außer Atem vom Auftritt, da klopft es an der Tür und einer von
Pink’s Leuten sagt zu uns: „ Emma Thompson ist hier und würde euch gerne kurz
hallo sagen.“ Und wir nur: „Ah, was? WAS?“ Ich muss dazu sagen ich bin ein
riesen Bewunderer von Ihr und ihren Filmen und das war einfach wild. Einfach
unfassbar, dass Emma Thompson uns kennen lernen wollte. UNS!
[Anm. d. R: schön zu sehen dass selbst Prominenz noch Fan sein kann]
Wenn ihr auf Tour seid sucht ihr immer gerne nach guten lokalen
Leckereien. Mann möchte gar sagen Walk the Moon sind Experten für gutes Essen.
Wenn du also ein drei Gänge zusammenstellen müsstest, wie sähe dein perfektes
Menü aus?
Wow. Das ist eine wirklich gute
Frage. Und eine wirklich schwierige zugleich. Lass mich mal nachdenken.
Nimm dir alle Zeit der Welt!
Hm. Ok. Das wird ein absolut
durcheinandergewürfeltes Menü! Für die Vorspeise würde ich zuerst zum Burrow
Market in London gehen und mir dort irgendeine Kleinigkeit von den
Straßenverkäufern holen. Als Hauptgericht kommt dann ein Lamm Curry auf den
Tisch. Europa und besonders England sind meisterhaft im Curry-Machen!
[Aus Platzgründen haben wir hier die von Nicholas sehr ausführlich
beschriebene Menükomposition zusammengefasst. Details kann man gerne bei uns
anfragen]
Und was gibt’s zum Nachtisch?
Zum Nachtisch (lacht) da gibt es
wahrscheinlich Baklava oder so was ähnliches.
Das ist ein fabelhaftes Menü! Ich bekomme Hunger! (lacht) Themawechsel!
Ihr habe gerade die Daten für eure Herbst-Tour durch Amerika bekannt
gegeben und jetzt steht die Eroberung Australiens an. Wann kann man in Europa
wieder mit euch rechnen?
Momentan wissen wir noch nicht wie
unsere nächsten Schritte in Bezug auf Europa aussehen. Unser Fokus liegt jetzt
erst mal auf der neuen Platte- wir hoffen diesen Sommer etwas Zeit zum
schreiben und aufnehmen zu finden. Aber spätestens zu Beginn des nächsten
Jahres wollen wir wieder nach Europa!
Erst nächstes Jahr? Schade! Nächste Frage!
Eure Musik wird nach eigenen Aussagen stark von Künstlern wie Talking
Heads und David Bowie beeinflusst. Wenn du nun dein Leben vertonen müsstest -
in nur fünf Liedern - würde es einer dieser Künstler in deine Auswahl schaffen?
Puh! Wirklich schwierig, Alter!!
Leichte Fragen kann jeder!
Also mein erstes Lied wäre “This
Must Be The Place” von Talking Heads.
Dann “In The Air Tonight” von Phil
Collins (lacht)
Das ist ein gutes Lied!!!!!!
Ja! Außerdem vielleicht “(We Are) On Top”
von The Killers?
Und dann ein Lied von David Bowie. Lass
mich überlegen. Entweder “Fame” oder “Let’s Dance”.
Let’s Dance!
Haha. Ok ! Let’s Dance!
Und dann noch “Regarding Stacks” von
Bon Iver. (Anm. d. R.:
“Re:Stacks”)
[Gute Auswahl. Für den Musikgeschmack gibt es schon mal das
Schönetöne-Gütesiegel!]
Lass uns jetzt mal etwas über das Liederschreiben reden. Du schreibst
all die Texte und dann kombiniert ihr diese mit der Musik, richtig!?
Genau!
Jetzt hat der ein oder andere deine Texte als uninspiriert und flau
bezeichnet. Wie gehst du als Liedermacher mit solch einer Kritik um?
Meistens lachen wir in der Band
darüber. Es kann nun mal nicht jedem alles gefallen. Ich glaube wenn du
versuchst Musik zu machen die jeden anspricht, dann verliert die Musik an ihrer
Einzigartigkeit und Lieder an ihrer Tiefe. Aber ich hoffe, dass unser Erfolg
auch damit zusammenhängt, dass einige Leute Sinn und Inspiration in unseren
Texten finden.
Aber ihr lest euch trotzdem Kritiken durch?
Na klar. Aber wir nehmen die nicht
zu Ernst, sonst würden wir uns selbst viel zu ernst nehmen. Wir finden sie mehr
spaßig als verletzend. Es ist dennoch interessant zu sehen wer wie denkt!
Stimmt! Wo wir gerade beim Schreiben sind, kannst du dich an den
lustigsten Ort erinnern, an dem dich die Inspiration für ein neues Lied
überfallen hat?
Gott! Ich bin so schlecht bei so
etwas. (lacht) Aber gute Frage! Der lustigste Ort. Hm.
Oder der seltsamste.
Also du meinst Ort. Oder eine Geschichte
oder..?
Was auch immer du mit der Welt teilen willst Nicholas!
[Kurze gemeinsame Lachpause. Schon geht es weiter!]
Hm. Ich überlege gerade was wir für
Lieder haben. (lacht) Also bei “Anna Sun” dreht sich wie du weißt alles um
dieses Loch nach dem Studium. Man vermisst die Kindheit und sieht dem Erwachsenwerden
entgegen. Kurz nach meinem Abschluss schrieb mir meine damalige Freundin einige
SMS über ihren Besuch an unserem ehemaligen Hochschulgelände. Einige dieser Nachrichten
waren echt seltsam und ehe ich mich versah fanden sich einige dieser SMS in dem
Text zu Anna Sun wieder.
Wirklich!? Das ist genial! Und du sag noch einmal dass du keine
Geschichten erzählen kannst!
Bleiben wir noch ein wenig bei den Texten. Denkst du, eure Musik würde
ohne deine Texte genauso wirken? Oder geben die lyrischen Zeilen den Ausschlag?
Für mich spielen Text und Musik eine
gleichwichtige Rolle. Die Texte bilden sozusagen den Gegenpart zur Melodie und
beide hinterlassen einen ersten Eindruck auf den Hörer. Aber man wird sich wohl
nie beim ersten Mal den gesamten Text merken. Vielleicht ein Paar Wörter, ein
Paar Zeilen. Daher achtet man zunächst wohl auf den Klang. Dennoch glaube ich,
dass die Texte dem Lied eine Tiefe geben- sie lassen ihn fortbestehen. Man kann
eine Verbindung zu den Texten aufbauen und sich damit identifizieren. Dadurch
bleibt etwas von uns bei dir hängen. Im Kopf. Im Herzen. Das macht ein Lied
populär.
Stimmt. Das ist ein sehr guter Hinweis! Da fällt mir ein- irgendwer hat
mal gesagt, man solle nur Lieder schreiben, welche man immer und immer wieder
singen will. Also, mit welchem eurer Lieder könntest du dich noch am Ende
deines Lebens auftreten sehen?
Ähm. Ich LIEBE es “I Can Lift A Car”
zu spielen. Zum Teil weil es irgendwie ein komisches Lied ist und ich nicht
wirklich weiß woher es kam. (lacht) Also, Ich weiß schon was mich inspiriert
hat, aber im Vergleich zu unseren anderen Liedern hat es einen ungewöhnlichen
Verlauf. Zudem LIEBE ich wie es in unserer Bühnenshow zum Ventil für negative
Energie geworden ist. Man kann alles rauslassen.
Haha. Ja ich erinnere mich. [Anja scheint etwas in ihren
Konzerterinnerungen gefangen]
Und aktuell schreibt ihr an neuen Songs. Wie kommt ihr voran?
Nun ja. So gut wie man halt auf Tour
vorankommen kann. Wir müssen definitiv noch viel, viel mehr schreiben. Aber das
reisen macht es einem schon nicht leicht. Man hat fast keine Privatsphäre.
Tagein, tagaus. Und ganz unregelmäßige Tagesabläufe. Man muss sich daher sehr
anstrengen Zeit fürs Schreiben zu finden und kreativ in einem relativ uninspirierenden
Ambiente zu sein.
Und in den neuen Liedern werden wieder einige Damen erwähnt? Denn relativ
viele eurer Lieder beinhalten Mädchennamen. Oder habt ihr ein neues Leitmotiv?
Also bis jetzt ist noch kein Text
geschrieben, indem ein Mädchen beim Namen genannt wird.
Was können wir dann von den neuen Liedern erwarten? Werden sie
vielleicht mehr wie eure neuste Veröffentlichung „Big Bad Wolves“? Ich habe mir
das Lied mehrmals angehört und es wirkt viel drückender, härter. Ist dies das
Ende eures „Kaleidoskop Space Fiesta Tribes“?
(lacht) Ich glaube es wird in beide
Richtungen verlaufen. Manches wird härter, und anderes dafür viel launischer.
Momentan schreiben wir ziemlich viele unterschiedliche Sachen zusammen. Mal
schauen wohin es uns führt.
Jetzt muss ich aber dann doch nachfragen wie das mit Big Bad Wolves zu
Stande gekommen ist. Ich meine, ihr seid nun auf der Filmusik von Ironman 3!
Wahnsinn!
Uns ist irgendwie zu Ohren gekommen,
dass man an uns interessiert sei. Sie haben uns gefragt ob wir etwas schreiben
könnten und das haben wir getan. Wir dachten uns nur: Toll! Jetzt sofort! Ich
bin schnurstracks hinüber zu Elis Haus und wir haben uns was einfallen
lassen. (lacht)
Jetzt must ihr doch endlich kapiert haben, dass ihr es “Geschafft” habt.
Äh. Nööööö.
Immer noch nicht?
Nein. Noch nicht!
Komm schon!
Ok. Etwas Ernsthaftigkeit. Ich habe mir alte Auftritte von euch
angesehen und ihr habt euch ganz schön verändert. Äußerlich. Denkst du das ist
eine natürliche Entwicklung?
Ja ich glaube schon. Ehrlich gesagt
habe ich mir noch nie so wirklich Gedanken über mein Aussehen gemacht, obwohl
ich das wohl tun sollte. In Anna Sun hatte ich die langen Haare und nun diese
seltsame Frisur. Ich hab einfach Spaß.
[schon geht das Lachen wieder los!]
Das heißt du hast dir die Haare nicht abgeschnitten weil dein Agent dir
das gesagt hat.
Nein Nein. Ich wollte eigentlich die
langen Haare behalten. Und genau einen Tag vor dem großen Fototermin mit der
Plattenfirma verschneidet sich mein Friseur und alles musste ab. Ich war echt
traurig. Aber dann dachte ich mir nur: Ok. Scheiss drauf. Das bin ich. (lacht)
Wo wir gerade von dir sprechen. Wenn du wählen müsstest zwischen einem
baldigen Tod oder eine Weile als Tier weiterzuleben, wie würdest du dich
entscheiden.
Haha. Also wenn ich wählen müsste
zwischen...Moment, also du meinst ich würde entweder jetzt sterben oder
[das Telefon klingelt]
Ups. Das war meine Mama. Also ich
würde natürlich liebend gerne als Fuchs weiterleben (lacht) oder als Hund. Denn
ihr Lebensinhalt besteht darin Freude ins Leben der Menschen zu bringen und das
ist unpackbar großartig! Aber. Ich glaube ich möchte sehen wohin uns unsere
Reise als Band noch führt. Wir haben noch viel zu erreichen und deshalb, so
toll es wäre als Tier weiterzuleben, möchte ich dieses Leben nicht verlassen.
Weil du gerade den Fuchs erwähnt hast. Woher kommt diese Besessenheit.
Weil sie so süß sind?
Nein. (grinst) Meine Freunde und ich
mögen die Idee der Tiergeister. Also einer Art Verbindung zwischen dir und
einer anderen Naturerscheinung. Es ist halb Spiel halb Ernst. Also teilweise
glaube ich daran.
Jedenfalls veröffentlichst du relativ oft Bilder von Füchsen bei
Instagram.
Apropos Instagram, Walk the Moon ist unheimlich präsent in allen neuen
Medien. Muss man als Künstler heutzutage ein Twitter oder Instagram- Konto besitzen?
Ist das die neue Art und Weise sich zu vermarkten?
Man muss gar nichts. Aber ich wüsste
nicht weshalb man es nicht nützen sollte. Es ist ein so einfaches Mittel um mit
seinen Anhängern zu kommunizieren. Ganz persönlich. Mit nur 160 Zeichen machst
du Leute glücklich. Hältst sie auf dem Laufenden und machst sie glücklich wenn
du ihnen antwortest. Also, warum sollte man das nicht tun. Die Welt entwickelt
sich, wird immer vernetzter und auch die Musikindustrie muss sich daran
anpassen.
Bleiben wir mal bei dir und dem Internet. Wann hast du dich
den das letzte Mal gegoogelt. Und was hast du über dich herausgefunden?
Haha! Ich und meine Freunden machen
seit Jahren Späße über folgendes: Wenn man seinen Namen bei Google eingibt
prognostiziert es was man sagen will und schlägt dir Antworten vor. Tippst du
nun „Nicholas Petricca“ ein ist das erste was dir angezeigt wird: „Nicholas
Petricca Schwul!!!!!“ Ich finde das unglaublich lustig!
Genau das gleiche hat es mir auch angezeigt.
Ich habe bei Twitter ein Zitat gefunden: „ Was mir an Walk the Moon
gefällt ist, dass sie ein Lied mit dem Titel „Drunk In The Woods“ (Anm. d. R.:
Betrunken im Wald) geschrieben haben in dem es wirklich darum geht, dass zwei
Menschen betrunken im Wald sind.“ Ist das autobiografisch?
Ähm. Vielleicht? (lacht) Viele der
Lieder beginnen autobiografisch, aber enden in ihrer eigenen, kleinen
Geschichte. Ich beschränke mich nicht auf meine eigenen Erfahrungen, aber lasse
diese Erlebnisse den Text beeinflussen. Macht das Sinn?
Ja. Definitiv. Gibt es denn irgendeinen Rat den du jungen, aufstrebenden
Künstlern zum Schreiben von Liedern geben würdest.
Genau diese Frage habe ich einem
Künstler zu Beginn meiner Studienzeit bei uns am College gestellt. Ich erzählte
ihm dass ich gerade begonnen habe Lieder zu schreiben und ob er eine Rat hätte.
Und er antwortete so etwas wie: Verweigere keinen Gedanken, habe den
Instinkt alles niederzuschreiben. Lasse Körper, Geist und Herz freien Lauf. Zu
Sehen wohin die Idee mich führt, warum sie da ist. Das hat mich seitdem immer
beim Schreiben beeinflusst.
Letzte Frage. Ihr habt sehr hingebungsvolle Anhänger. Was differenziert
die Moonwalkers, wie sie sich selbst nennen, von den Fans anderer Musiker?
Hm. Gute Frage. Ich glaube unsere
Leute haben verstanden was wir wirklich erreichen wollen. Wir wollen jegliche
negative Energie loswerden und einfach nur gut gelaunt sein. Jeder kommt mit
Gesichtsmalerei zum Konzert. Unsere Anhänger sind einfach tolle Menschen die
sich auch untereinander anfreunden und ich finde sie sind einfach richtig
RICHTIG TOLL, MANN! (lacht)
Das musst du ja jetzt sagen!
Nein. Ich finde wirklich, dass sie
die besten sind. Sie machen sich soviel Aufwand. In Brüssel hat zum Beispiel
das gesamte Publikum zu “I Can Lift A Car” mitgebrachte Pappautos in die Luft gehoben.
Es war nicht das erste Mal, dass unsere Fans etwas so originelles organisierten.
In Wien hatten wir leider nur Konfetti. Beim nächsten Mal dann!! (lacht)
Danke! war schön dich zu sehen! Bis
dann!
A.Schirmer
A.Schirmer
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